Der Tempel von Edfu

Der Tempel von Edfu


Der zweitausend Jahre alte Horustempel in Edfu gehört zu den besterhaltenen Tempeln Ägyptens und ist insbesondere wegen seiner komplett erhaltenen Überdachung und seines klassischen Ideal-Grundrisses eine herausragende Sehenswürdigkeit.

Edfu, seit der 5. Dynastie die Hauptstadt des 2. oberägyptischen Gaus - von den Griechen Apollinopolis Magna ( da die Griechen Horus mit ihrem Gott Apollo gleichsetzten )  genannt - liegt etwa 100 km nördlich von Assuan und 85 km südlich von Luxor am linken ( westlichen ) Nilufer und hat heute ungefähr 128.000 Einwohner.  Der Name Edfu leitet sich aus der altägyptischen Bezeichnung Djeba ab.
Der Ort war das Zentrum des Kultes einer Triade von Göttern, die aus Horus von Behdet, Hathor und ihrem Sohn Hor-Sama-Tawy bestand. 
Edfu blühte in der Antike. Das wichtigste Denkmal ist heute der Horustempel,dessen Ursprünge wahrscheinlich auf die zweite Zwischenzeit zurückgehen - der eigentliche Tempel stammt aber nur aus ptolemäischen Zeiten. Die Bauarbeiten begannen während der Regierungszeit von Ptolemaios III. (um 237 v. Chr.) und wurden während der Regierungszeit von Ptolemaios IV. ( ca. 57 v. Chr) beendet. Einige andere Ergänzungen wurden von anderen ptolemäischen Königen und dem römischen Kaiser Augustus vorgenommen. Der Bau des Tempels dauerte zusätzlich zu seinen Ergänzungen, Inschriften und Reliefs etwa 180 Jahre.
Die "Götterwohnung des Horusfalken" war bis zu ihrer Freilegung im Jahre 1860 ( durch Auguste Mariette )  zum Teil unter Schutt und Sand verborgen. So geschützt, überlebte dieser Tempel die Jahrhunderte in einem guten Erhaltungszustand.
Der Edfu-Tempel besteht aus klassischen  Elementen der ägyptischen Tempel des Neuen Königreichs sowie einigen griechischen Elementen wie dem Mammisi (Haus der göttlichen Geburt), das sich westlich des Haupteingangs des Tempels befindet.

Die Bestandteile des Tempels sind : Pylon(e), Peristyl (Innenhof), Hypostyl (Säulenhalle), Sanktuar mit Naos (Allerheiligstes mit Statuenschrein) und eingegliederten Kapellen.

Dieser Tempel hat heute einen der am besten erhaltenen Pylone unter den Tempeln in Ägypten. und misst in etwa 137 m in der Länge von Süd nach Nord und 79-80 m in der Breite. In seiner Form und in seinem Grundriss entspricht er dem klassischen Ideal-Schema eines ägyptischen Tempels, wie es z.B. auch beim Chonstempel in Karnak vorbildlich wiedergegeben wird.

Der Pylon, das eigentliche Eingangstor zum Tempel, ist 37 m hoch und auf den Fronten beider Tortürme mit Kampfszenen geschmückt, die König Ptolemaios XII. Neos Dionysos dargestellen, wie er vor den Gottheiten Horus und Hathor die unterworfenen Feinde rituell erschlägt.
Der Eingang wird von zwei wunderbaren Statuen aus schwarzem Granit bewacht, die den Gott Horus als Falken darstellen. Der Name des Gottes entstand aus dem Wort »hr«, was Falke bedeutet. 
Zwischen den Beinen der linken Horusfigur befindet sich das Abbild des stehenden Königs, der im Betgestus die Hände auf den Schurz gelegt hat. Der König ist  hier im Vergleich zur mächtigen Größe des Gottes Horus relativ klein dargestellt. Beiden Horusfalken fehlen heute ihre Kronen, ähnlich der, die eine ähnliche Falkenstatue im Innenhof des Tempels noch trägt.
Der ägyptischen Legende nach fand an jenem Ort Djeba einst die mythologische Schlacht zwischen den Göttern Horus und Seth statt. Nach zahlreichen und heftigen Kämpfen trug schlußendlich Horus den Sieg mit sich. Horus war einer den bedeutendsten Götter im Pharaonenreich, sahen die Ägypter doch in ihrem König die irdische Inkarnation des Gottes Horus.
Der Pylon kann übrigens, sofern geöffnet, von innen begangen werden. Der Eingang zu den Treppen ist auf der Rückseite im Innenhof. Über eine Treppe von 145 Stufen gelangt man zur Terrasse mit ihrem höchst eindrucksvollen Rundblick. Wandkritzeleien von Soldaten aus der Armee Bonapartes "zieren" die oberen Zimmer 

Um den Bau des Tempels herum, aber noch innerhalb der Umfassungsmauer, gibt es einen Umgang. Kleine Durchgänge an den Seitenwänden führen zum Tempelumgang. Die Innenwände der Umfassungsmauer und die Tempelaußenwand sind mit interessanten Wandbildern geschmückt. Sie handeln von den Mythen um den Gott Horus. Eine Szene stellt beispielsweise dar, wie Horus ein Nilpferd bekämpft. Das Nilpferd steht hier symbolisch für den Gott Seth, der Feind des Horus war. Pharao galt als Verkörperung des Gottes Horus. Daher war es wichtig, dass Horus alle Kämpfe gewann.Außer religiösen Reliefs zeigen die Wände auch lange Inschriften zur Baugeschichte der Tempelanlage . 
Die Zedernholz-Türflügel des Durchganges waren mit Bronze- und Goldfolie überzogen, waren 14 Meter hoch und ca. 30 cm stark 
Rechts und links des Eingangs sind zwei kleine Kapellen in die Wand hineingebaut, von denen die rechte (westliche) eine Weihekapelle und die rechte (östliche) eine kleine Bibliothek war.

1. und 2. Hypostyl Halle

Als nächstes betritt man  einen offenen Innenhof, der Kapitellsäulen auf drei Seiten enthält. Dieser Hof war für die Öffentlichkeit zugänglich und als der Hof der Opfergaben ( breiter Hof der Trankopfer) bekannt, der Ort, an dem Menschen der Statue des Gottes ihr Opfer darbringen konnten. Die Wände sind mit verschiedenen Szenen der Gottheiten geschmückt und zeigen Szenen der verschiedenen ptolemäischen Könige bieten.
Die oberen Abschlüsse der Säulen haben die Formen von Palmen und Lotusblüten. Die schwarze Farbe an der Decke stammt vom Ruß der Feuerstellen, die einst koptische Siedler in den Räumen hinterlassen haben. Nach dem Ende des Tempelkultes waren die Ruinen verlassen und wurden von den Bauern der Umgebung als Wohn- und Kochstätte genutzt.
Je weiter man in das Innere des Tempels vordringt, desto dunkler wird es. In dem folgenden Säulensaal dringt das Licht durch keine Schlitze an der Wand. Wieder ragen zwölf Säulen empor. Das innere Vestibül wurde das "Rasthaus der Götter" genannt.

Das Allerheiligste

Am Ende des Tempels befindet sich das Allerheiligste, in dem sich eine Nische aus grauem Granit befindet, in der einst eine Statue des Gottes stand. Vor dem Podium steht ein Sockel für die göttliche Barke. Anlässlich bedeutender Festtage trugen die Priester die Götterbarke in Form einer Prozession aus dem Tempel. Am Abend wurde sie wieder ins Allerheiligste gebracht und die Türen versiegelt. Die Wandbilder im Innern des Allerheiligsten geben eine Vorstellung davon, wie die heiligen Rituale
vollzogen wurden. Umgeben ist das Allerheiligsten von vielen kleinen Kapellen für kleinere Götterkulte.
in denen viele religiöse Szenen an den Wänden abgebildet sind. Einige dieser Räume wurden als Lagerräume genutzt, während die anderen verschiedenen religiösen Zwecken gewidmet waren.

Eines der bemerkenswertesten Elemente des Tempels ist die Existenz eines Nilometers (eine Säule, die die Höhe des Nils anzeigt) sowie einer Kapelle, die der Göttin Nut gewidmet war.

An verschiedenen Wänden des Tempels befinden sich viele Kampfszenen, darunter die berühmte Szene des Rituals der Tempelgründung.
Die Nordwand des Hofes zeigt die göttliche Hochzeit von Hathor und Horus von Behdet, ( eine andere Bezeichnung für Edfu )  die zweimal im Jahr gefeiert wurde; einmal im Dendera-Tempel und das zweite Mal im Edfu-Tempel. An dieser Wand ist auch die Reise von Hathor von Dendera nach Edfu und umgekehrt zu sehen.
Eine andere Szene im Inneren des äußeren Korridors der Westseite des Tempels zeigt die Legende des Konflikts zwischen Horus und Seth, den Sieg von Horus über seinen Onkel und seine Krönung,, um die Welt zu regieren.

Das Mammisi

Südwestlich des Tempeleingangs steht ein weiteres kleines Heiligtum, das sogenannte Mammisi. Ein Mammisi ist ein kultisches Geburtshaus, indem die Mysterien um die Geburt des Götterkindes begangen wurden und zudem die Geburt eines neuen Königs (der ja eine Verkörperung des Horus war) und somit die Wiederbelebung des Königtums zelebriert wurde. Diese Geburtshäuser sind bei Festen als Barken- und Prozessionsstationen kultisch mit dem eigentlichen Tempelbau verbunden.

Die Inschriften des Edfu-Tempels gehören zu den größten zusammenhängenden Sammlungen von hieroglyphischen Texten der griechisch-römischen Zeit. Aufgrund der vollständigen und ziemlich gut erhaltenen Beschriftung vieler Wandflächen im Edfu-Tempel ist die Forschung über die Funktion eines jeden Raumes und auch des Ablaufs des dort abgehaltenen Kultes genauestens informiert. Zum Beispiel wissen wir, dass im Jahr 142 v. Chr. die "Krönung des Falken" am 25. Jan., der "Sieg des Horus" am 17. März, die "heilige Hochzeit von Horus und Hathor" am 8. August und das "Neue Jahr " am 22. September begangen wurden.

Das Fest der heiligen Vermählung

Der Säulenumgang besitzt vier Ausgänge, wobei sich jeweils zwei im Osten und zwei im Westen befinden. Im Südwesten befindet sich die "Tür-der-Goldenen ( Hathor )". Sie diente als Eingang für die Hathorstatue in ihrer Barke beim "Fest der heiligen Vermählung".
Dieses Fest fand am 1. Neumond im 3. Monat  (im Monat Mai) der "Schemu-Jahreszeit" statt und dauerte insgesamt 21 Tage, davon fanden 15 Tage im Horus-Tempel von Edfu statt. (Quelle: Die letzten Tempel Ägyptens, Atlantis-Verlag 1971, S. 67). Die Göttin Hathor verließ einmal in jedem Jahr ihren Tempel und begab sich in ihre Barke, um ihren Gemahl Horus in Edfu aufzusuchen. Auf den Innenwänden der beiden Pylontürme werden die Hinreise, die verschiedenen Feierlichkeiten während ihres Aufenthaltes in Edfu und ihre Rückreise nach Dendera prachtvoll dargestellt. Vier Tage vor Beginn des Neumondes im Monat "Epiphi" (im Mai) verließ die Göttin  ihren Tempel in der Prozessionsbarke, auf den Schultern der Träger, begleitet von einer großen Anzahl von Propheten, Priestern, Tempelschreibern und Gläubigen. Am Landungssteg wartete schon ein größeres Schiff, das für die Schiff-Fahrt auf dem Nil geeignet war. Die tragbare Barke der Göttin wird nun auf das Boot verladen und in einem leichten Kiosk in der Mitte untergestellt. Begleitet wird die Flussbarke von einer ganzen Flotte; zuvorderst eine Feluke mit quadratischem Segel -  bemannt mit acht Ruderern, einem Lotsen und einem Peiler - welche das Boot der Göttin Hathor ziehen soll, gefolgt von all den kleinen Barken, welche die Pilgerfahrt südwärts begleiten wollen.
Vier Tage dauert diese Reise auf dem Nil und wird jeweils abends durch eine Zwischenlandung unterbrochen. In Karnak geht die Göttin an Land und besucht hier die Göttin Mut auf ihrem heiligen See; in Kommeir und Hierakonpolis wird Hathor am Landungssteg von der Göttin Anukis und einer anderen Verkörperung des Horus empfangen, die ihr huldigen. Endlich in Edfu angelangt, wird sie von ihrem Gemahl Horus im Norden in einer kleinen, am Nilufer gelegenen Kapelle erwartet. Ihre Zusammenkunft wird von einer fröhlichen Volksmenge bejubelt, wo sich der aus Edfu und der Umgebung gekommene Prozessionszug mit den Feluken, welche die heilige Barke auf dem Nil begleitet haben, vermischt. Gesänge und Tamburinbegleitung ertönen, Wein und Bier fließt in Mengen und bilden den Auftakt zu den zweiwöchigen Feierlichkeiten, wobei jeden Tag eine gewissen Anzahl von Riten, Prozessionen und Opferhandlungen vollzogen werden.
Eine dieser Riten und Prozessionen bringt des heilige Paar (Hathor und Horus) an den westlichen Wüstenrand, die Nekropole der "toten Götter", jene Urgötter, die von den jetzigen Göttern lebten. Diese Verehrung der "verstorbenen Götter", die "Feier der heiligen Vermählung" und die anderen kultischen Bräuche gehen auf die Ernteriten zurück, welche im Alten Ägypten mit dem Osiriskult und den Grabriten verbunden sind.
(Quelle: Die letzten Tempel Ägyptens - Edfu und Philae, Atlantis-Verlag, Serge Sauneron u. Henri Stierlin 1975)

Der Edfu-Tempel oder „Tempel des Horus“ ist ein erstaunliches historisches Wahrzeichen des alten Ägyptens. Entdecken Sie diesen schönen Tempel und andere Highlights des Landes im Rahmen einer privaten Ägypten Rundreise oder unvergesslichen Nilkreuzfahrt.

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