Der unvollendete Obelisk
Ein Obelisk wird als hohes und schlankes Denkmal definiert, wobei vier Seiten oben zu einer Pyramidenform zusammenlaufen. Es gibt in Ägypten einige Obelisken, und der unvollendete Obelisk von Assuan gilt als einer der größten unter ihnen. Sein Bau wurde vermutlich von Königin Hatschepsut, die von 1478 bis 1458 v. Chr. Ägypten als Pharao regierte begonnen und es wird angenommen, daß er für den Amun-Re Tempel in Karnak Komplex gedacht war. Dieser Obelisk wurde möglicherweise nach dem Vorbild des Lateranischen Obelisken gebaut, der ursprünglich im Karnak-Tempelkomplex stand und später gegen Ende des Römischen Reiches auf den Lateranplatz von Rom verlegt wurde.
In den frühesten Zeitaltern kannten die alten Ägypter das sogenannte "Pn-pn". Dieser wurde als der Urhügel aufgefasst, auf dem Gott Atum zum ersten Male Land betrat. Dann entwickelte sich dieses "Pn-pn" im Laufe der Zeit zu einem Obelisken, der normalerweise aus einem Granitstein mit einer pyramidenförmigen Spitze bestand.
Während der 5. Dynastie spielten Obelisken in den Tempeln von Ra als heilige Symbole des Sonnenkults eine wichtige Rolle. Sie wurden auf einem großen Sockel in einem offenen Hof errichtet, und als dann die Sonnenstrahlen auf die Pyramidenspitze fielen, erfüllte das helle Licht den Tempel und gab den Menschen den Beweis für die mächtige Kraft der Sonne.
Im Neuen Reich errichteten die Könige vor allem in der 18. und 19. Dynastie aus religiösen und politischen Gründen Obelisken vor verschiedenen Tempeln.
Der hochwertigste Granit Ägyptens wurde in Assuan gebrochen. Die antiken Steinbrüche bei Assuan erstreckten sich auf sechs Kilometer entlang des Nils. Der rote Granit dieses Gesteinsvorkommens war bevorzugtes Material zum Pyramidenbau. Aus diesem Hartgestein wurden Sarkophagkammern, Verkleidungen, Scheintüren, Gangwände der Innenräume, Pfeiler, Säulen und Türkonstruktionen gefertigt.
Die Gegend um den Ersten Katarakt ist voll von großen und kleinen Granitfelsen. So wurde der anstehende Granit zum Exportschlager der Region. Zum Anlass verschiedenster Großbauprojekte wurden Schiffsexpeditionen in die Gegend von Assuan geschickt, um das hochwertige Material abzutransportieren und zu den Bausstellen des Landes zu bringen. In den Granitsteinbrüchen rund um Assuan waren ständig Arbeiterkolonnen aktiv und brachen je nach Bedarf die entsprechenden Steinbrocken und Quader aus den umstehenden Felsformationen. Manche der hier herausgeschälten Steinquader waren so groß, dass noch heute über die technischen und logistischen Leistungen der Bearbeitung und des Transports gestaunt wird.
Der riesige unvollendete Obelisk sollte mindestens ein Drittel länger sein als alle anderen Obelisken Ägyptens. Er sollte 42 m hoch und ungefähr 1200 Tonnen schwer sein. Anfangs versuchte man, den Obelisken aus einem Granitgrund zu schlagen, aber das Projekt wurde wegen zahlreicher Risse im Granit nie abgeschlossen
Die Basis des Obelisken ist noch immer am Grundgestein dieses Granitsteinbruchs in Assuan befestigt, Man ist sich nicht über den genauen Grund für die Bildung dieser Risse sicher, aber jetzt wird angenommen, daß wahrscheinlich der Aushubvorgang des Granits diese Risse verursacht haben könnte; früher hieß es, daß der Granit einfach gesagt von minderer Qualität war.
Die beim Bau dieses Obelisken verwendete Technologie
Der unvollendete Obelisk und die Steinbrüche an sich geben Einblicke in die Technik der Steinbearbeitung der alten Ägypter da die Spuren ihrer Arbeitsinstrumente auf der Felsoberfläche immer noch deutlich zu sehen sind.
Es wurden wahrscheinlich einige ockerfarbene Linien gezeichnet, um die Stellen zu markieren, an denen die Arbeiter den Granit herausschneiden sollten. Die Gewinnung des Granits iwie auch die Arbeit am unvollendeten Obelisken wurden mit Steinhämmern aus dem Basaltgestein Dolerit, welches härter als Granit ist, ausgeführt um die Felsen zu durchschneiden. Sie benutzten eine spezielle Technik, um den Granit vom Grundgestein zu trennen, wo sie entlang der Linie der gewünschten Ablösung sehr kleine Hohlräume im Felskörper bildeten. Diese Hohlräume wurden dann mit Holzspänen gefüllt und die Späne wurden gründlich mit Wasser getränkt. Durch dieses Einweichen vergrößerte sich das Volumen des Holzes, wodurch der Stein entlang der gezeichneten Linien brach und sich schließlich von seiner Basis löste. Bis vor kurzem konnte jedoch nichts über ihre anderen technologischen Instrumente herausgefunden werden, die in der Architektur oder beim Formen von hartem Granit verwendet wurden.
Ob die Entscheidung, die Arbeiten hier nicht weiterzuführen, aufgrund der Risse, die im Vergleich zu anderen Obelisken gering sind, oder aufgrund politischer Entscheidungen oder wegen der Größe des Steins gefallen ist, lässt sich nicht mehr nachvollziehen.
Die Steinbrüche sind heute ein Freilichtmuseum und als archäologische Stätte von der Regierung Ägyptens unter Schutz gestellt. Weiterhin stehen die Steinbrüche seit 1979 auf der Weltkulturerbeliste der UNESCO.
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